In der Tantramassage entsteht ein besonderer Raum. Für viele Empfangende braucht es in diesem Raum nur wenige Worte. Das Spüren steht im Vordergrund, Kommunikation erfolgt über Präsenz, Einlassen und sich aufeinander Einstellen. Ab und an bittet dich deine Masseur*in vielleicht, dich zu drehen, fragt dich, ob du etwas trinken magst oder ob du bequem liegst. Auch, wenn etwas gerade nicht ganz stimmig ist, gibt es vielleicht verbale Kommunikation: Du empfindest die aktuelle Berührung als zu stark oder möchtest doch nicht an einer Körperstelle berührt werden. Manchmal gibt es auch eine energetische Veränderung, die angesprochen werden mag. Fühl dich dazu immer eingeladen: Es ist deine Massage und du bist ein aktiver Teil davon. Manchmal lädt die Energie der Massage dazu ein, beispielsweise miteinander zu lachen, etwas zu erzählen und auf diese Weise das Ritual der Körperverehrung zu zelebrieren. Für viele Empfangende reicht aber ein geringes Maß an verbaler Kommunikation völlig aus. Sie genießen die Massage in Stille und tauchen ganz in den Raum des Berührt-Werdens und Sich-selbst-Spürens ein.
Dies ist auch möglich, da im Vor- und im Nachgespräch ein verbaler Austausch eingeladen ist. Vor der Massage hast du den Raum dich mitzuteilen, über mögliche Ängste und Wünsche zu sprechen, deiner*m Masseur*in mitzuteilen, was du magst und an welchen Körperstellen du vielleicht bestimmte Berührungen nicht möchtest. In diesen Gesprächen wird Vertrauen aufgebaut und ein Rahmen gegeben, über die Massage intensiv zu sprechen, Fragen zu stellen, sodass du dich dann ganz auf das Erlebnis einlassen kannst.
Für einige Menschen ist es aber sinnvoll, auch während der Massage viel zu sprechen. Dann nutze ich die Tools, die ich in der Ausbildung zur Perlentor-Masseurin gelernt habe. Die Perlentor-Massage ist eine Weiterentwicklung der Tantramassage von Nhanga Grunow. In ihrer Ausbildung zur Frauenmassage wird großer Wert auf die Kommunikation während der Massage gelegt.
Viele Menschen kennen ihre Grenzen und Vorlieben in der Sexualität nicht gut. Vielleicht weißt du gar nicht so genau, wie du berührt werden magst. Vielleicht hast du die Erfahrung gemacht, dass du manchmal Berührungen zugelassen hast, die dir eigentlich nicht gefallen haben, die dir zu schnell gingen oder die sich im jeweiligen Moment okay anfühlten, später aber ein ungutes Gefühl hinterließen. Um dich und deine Reaktionen auf verschiedene Facetten von Berührung besser kennenzulernen, fragt dich deine Perlentor-Masseur*in immer wieder während der Massage, wie sich eine Berührung für dich anfühlt, was du gerade in deiner Körper*in spürst, wie Druck und Geschwindigkeit für dich sind. Die Einladung ist, nicht aus deinem Kopf, sondern aus deinem Körperbewusstsein zu sprechen, deine Wahrnehmungen nicht zu bewerten und auch nicht mit Geschichten aus deiner Vergangenheit zu verbinden. Bleib ganz im Hier und Jetzt, im Spüren, in deinem Körper.
Als Masseur*in wiederhole ich, was du gesagt hast, um es noch mehr in dein Bewusstsein zu bringen. Gemeinsam erforschen wir, wie sich Berührungen für dich anfühlen, was dir gefällt, was dir weniger gefällt und du kannst so ein detaillierteres inneres Bild davon erhalten, wer du als sinnliches Wesen bist.
Meine persönliche Erfahrung mit der Perlentor-Massage ist, dass ich mich durch das wiederholte Fragen und die gespiegelten Antworten sehr gesehen fühle. Es entsteht hier für mich ein Raum, in dem ich mutig an Themen forschen kann, die für mich herausfordernd sind. Ich kann meine Grenzen durch diese Art der Massage klarer erkennen und verbalisieren und merke schneller, wenn eine Berührung nicht ganz stimmig ist. Meine Kompetenz zur Kommunikation in der Sexualität ist durch die Perlentor-Massage stark gestiegen.
Eine tantrische Massage macht immer einen besonderen Raum auf. Für die eine ist es vielleicht dran, ganz ohne Worte in den Spürraum zu gehen, für den anderen vielleicht, mithilfe von mehr Kommunikation den eigenen Körper besser kennenzulernen, sich daran zu gewöhnen Wahrnehmungen auszudrücken und so eine Fühlsprache zu erlernen, die es ermöglicht, auch mit Partner*innen besser über eigene Wünsche und Grenzen sprechen zu können. Hier braucht es ein wenig Training, aber es lohnt sich.
Dieser Beitrag wurde von Rike verfasst.
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